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Design als Investment

Klassiker
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Arthur Floss, Leiter der Abteilung Modernes Design des Auktionshauses Quittenbaum im Interview

Man nehme den Panton Stuhl aus den Sixties, den Eames Lounge Chair oder den stattlichen Egg Chair von Arne Jacobsen aus den Jahren 1956 und 1958 oder die legendäre Le Corbusier Liege LC4, die als Klassiker des Bauhaus in den Zwanziger Jahren entstand. All diese Möbelstücke schrieben Geschichte, denn sie vereinen auf unvergleichliche Weise Stil mit Funktionalität. Zeitgemäß, vielseitig und über Jahrzehnte bewährt. Aktuell, heute wie damals. Kultstatus und hochklassige Qualität gehen dabei Hand in Hand und machen diese Entwürfe zu rentablen Wertanlagen.

Vor allem rare Originale aus der jeweiligen Entstehungszeit werden mitunter wie Kunstwerke gehandelt. Aber auch nachproduzierte Editionen können eine hervorragende lukrative Investition sein, wenn sie von lizenzierten Herstellern stammen und eine Echtheitsgarantie durch Stempelprägungen oder Identitätsausweise besteht. Gutes Design gewinnt mit der Zeit an Wert. Wir sprachen darüber mit Arthur Floss, Leiter der Abteilung Modernes Design des renommierten Münchner Auktionshauses Quittenbaum:

Thema Klassiker1
Thema Klassiker2
Thema Klassiker3

 

Welche Eigenschaften machen ein Möbelstück zum Designklassiker?
Ein zeitloser Entwurf, welcher nach vielen Jahren nichts von seiner Aktualität, seiner Eleganz und/oder seiner Einzigartigkeit einbüßt. Ein Entwurf, dem sämtliche Moden und/oder Neuerungen bezüglich Material, Verwendungszweck, etc. nichts anhaben konnten. Gute Beispiele sind der ‚Eames Lounge Chair’, Mies van der Rohes ‚Barcelona Sessel’ oder der ‚Ulmer Hocker’ von Bill/Gugelot/et al.

Sind nur Originalstücke aus der Entstehungszeit für Sammler interessant oder haben auch bestimmte Re-Editionen ihren Reiz?
In der Regel sind für Sammler die Originale aus der Zeit am Interessantesten. Da es aber in der Praxis von einigen Entwerfern nur eine extrem begrenzte Anzahl von Originalen aus der Zeit gibt, sind frühe Re-Editionen teilweise auch begehrt. Es gilt, je näher die natürlich lizensierte Re-Edition am Original ist – zeitlich und auch bezüglich der Abmessungen, Materialität, usw. – umso besser. Es gibt jedoch auch Sammler, z.B. Museen, die an einer ganzen Serie von Objekten interessiert sind, etwa vom allerersten Breuer ‚Wassily’ Prototyp Sessel bis zum heute von Knoll gefertigten ‚Wassily’ Sessel, oder vom ersten ‚Panton’ Stuhl aus der Versuchsserie bis zum heute in einem anderen, besseren Material gefertigten ‚Panton’ Stuhl.

Wie lässt sich ein Original feststellen?
Dafür ist eine Kombination aus Erfahrung und Wissen, gutem Menschen- und Sachverstand, Materialkenntnis und dem Feeling für zeitgeschichtliche Begebenheiten nötig.

Bleibende Ästhetik vs. Wertsteigerung – welche Faktoren beeinflussen letztendlich den Preis, zu dem Design-Highlights bei einer Auktion den Besitzer wechseln?
Es gibt sehr viele Faktoren, die da mit reinspielen: Trends und Moden, aktuelle Ereignisse wie politische, kulturelle oder soziale Umbrüche oder die Situation der Finanzmärkte. Unsere Käuferschicht ist sehr heterogen. Private Käufer und Sammler mischen sich mit Galeristen und Designhändlern aus vielen Ländern sowie Museen und Sammlungen. Für jeden dieser Kunden spielen unterschiedliche Faktoren zu unterschiedlichen Zeiten eine Rolle.

Wann wird Design zur Wertanlage – in welche Stilrichtungen lohnt es sich zu investieren und welche Kenntnisse sollten potenzielle Käufer mitbringen?
Man kann in jede Stilrichtung investieren. Je nach Zeithorizont und Geldbeutel kann es sich natürlich auch lohnen, azyklisch zu kaufen. Das heißt Objekte, die gerade nicht so im Trend liegen, aber das Potenzial zum Klassiker haben oder bereits Klassiker sind, heute günstig erwerben. Es gilt immer – wie in jedem Investmentbereich: je besser ich informiert bin, je mehr Wissen ich über einen Designer und/oder einen Markt, ein Jahrzehnt oder Jahrhundert habe, desto besser kann ich entscheiden. Wissensvorsprung kann sich hier potenziell in einer besseren Investmententscheidung bezahlt machen.

Gibt es neue Trends, nach denen sich Liebhaber bei Ihren Auktionen richten – sind sie eher klassisch oder experimentell orientiert?
Es gibt in unseren Auktionen immer beides: klassisch und experimentell orientierte Käufer; es gibt darüber hinaus auch viele Käufer, die sich ganz einfach zu günstigen Preisen einen lang gehegten Einrichtungswunsch erfüllen. Oftmals lassen sich nach wie vor gebrauchte Möbelobjekte günstiger erwerben als neue Designobjekte. Natürlich gibt es auch den Käufer, der sich immer am jeweiligen Trend orientiert und dementsprechend mitbietet.

Welche Stücke der Designgeschichte sind unfehlbare Investments?
Es gibt, genau wie am Finanz- oder Immobilienmarkt, keine unfehlbaren Investments. Es gab auch Zeiten, in denen selbst Apple oder BMW Aktien kaum nachgefragt waren und Grundstücke in München günstig waren. Man darf nicht kurzfristigen Trends hinterher rennen, sondern muss für sich seine eigenen Ziele setzen, mit realistischen zeitlichen Perspektiven. Je bekannter ein Entwurf bzw. der Entwerfer, je früher die Ausführung, je kleiner die hergestellte Menge dieses Entwurfes und je besser der Zustand des Objektes, desto lohnenswerter wird auf langfristige Sicht das Investment. Es gibt natürlich auch kurz- und mittelfristige Investmentchancen. So lassen sich z.B. geografische Preisunterschiede nutzen – etwa wenn man günstig in Europa kauft und teurer in den USA verkauft.

Welcher Designer oder Architekt imponiert Ihnen durch sein berufliches Lebenswerk?
Meine absoluten Favoriten sind Alvar Aalto und Le Corbusier. Darüber hinaus gibt es aber noch einige andere, die mir wichtig sind: Bruno Mathsson, Charlotte Perriand, Egon Eiermann, Gio Ponti, Ettore Sottsass. Und von den Zeitgenossen: Konstantin Grcic, Stefan Diez, die Brüder Bouroullec, die Brüder Campana und David Chipperfield ...

Entstehen heutzutage eigentlich noch neue Designklassiker im Zuge des Massenmarktes etc.?
Ich denke schon. Schauen Sie sich mal den ‚Chair One’ von Konstantin Grcic an, die ‚Eugene/Houdini’ Möbelkollektion von Stefan Diez für e15, natürlich auch das iPhone von Apple/Jonathan Ive und noch viele andere mehr. Klarheit darüber wird man  natürlich erst in einigen Jahren/Jahrzehnten haben.