Artemide feiert 100 Jahre Vico Magistretti

Unser Mann der Stunde ist Ludovico „Vico“ Magistretti, ein italienischer Architekt und Industriedesigner, den man einfach kennen sollte. Warum? Weil er hinter so einigen Designs steht, die viele von uns sogar im eigenen Zuhause haben. Er erhielt zahlreiche Designpreise, wie den berühmten Compasso d’Oro. Ein Dutzend seiner Entwürfe gehören außerdem zur Sammlung des Museum of Modern Art in New York City.

Made in Mailand

Vico Magistretti war der Sohn des Mailänder Architekten Pier Giulio Magistretti und besuchte das Gymnasium Parini in Mailand. Dort begann er im Herbst 1939 mit dem Studium der Architektur am Polytechnikum. 1943 emigrierte er in die Schweiz und besuchte dort Vorlesungen in Lausanne am Champ Universitaire Italien. Hier traf er auf Ernesto Nathan Rogers vom Mailänder Büro BBPR, der als Sohn einer jüdisch-italienischen Mutter ebenfalls in die Schweiz emigrieren musste. Der elf Jahre ältere Rogers wurde zu einer wichtigen Bezugsperson und sozusagen zum Mentor für Magistretti.

1945 kehrte Magistretti nach Mailand zurück, wo er im August desselben Jahres sein Diplom am Polytechnikum ablegte. Ab 1945 arbeitete er zusammen mit Paolo Chessa zunächst als Architekt im Architekturbüro seines Vaters. Seit 1959 gehörte Magistretti neben BBPR, Ignazio Gardella und Giancarlo De Carlo zur italienischen Delegation des CIAM XI in Otterlo. Auf dem Kongress wurde sein Projekt „Casa Arosio in Arenzano“ vorgestellt.

Ab etwa 1960 begann Magistretti, sich als Industriedesigner zu verwirklichen und verknüpfte diesen Bereich zunehmend mit den Themen Architektur und Stadtplanung.

Im Laufe dieses Jahrzehnts wurden seine Entwürfe von renommierten Firmen wie Asko, Artemide, Cassina und Rosenthal produziert, die heute noch als Klassiker der modernen Produktion gelten. Jedes seiner Werke repräsentiert seine Fähigkeit, Einfachheit und Essentialismus im zeitgenössischen Design zu verbinden.

Charakterlich wird Magistretti bis heute als absoluter Perfektionist beschrieben, der in seiner Philosophie rigoros war. Für schlechtes Design gab es für ihn absolut keine Entschuldigung. Außerdem galt er als Visionär, was sein Handwerk angeht: Um wirklich zeitgemäß zu sein, müsse man immer eine Hand in der Vergangenheit und eine Hand in der Zukunft haben – so seine Vorstellung von der optimalen Verbindung aus Tradition und Innovation.