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Im Interview: Designerin Meike Harde für Northern

20. Dezember 2023 / Designer
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Die Liebe zum Detail

Funktion trifft auf Ästhetik: Designerin Meike Harde arbeitet für verschiedenste hochrangige internationale Marken – unter anderem ist sie eine fest etablierte Designerin für Northern. In unserem Interview verrät sie, was sie an der Zusammenarbeit mit der Marke so schätzt, wie sie selbst zuhause eingerichtet ist und wie sich Wohnen in der Zukunft wohl verändern wird.

Liebe Meike, deine Werke wurden mehrmals preisgekrönt und seit 2013 hast du dein eigenes Studio in Köln. Wie würdest du deinen Design-Stil mit eigenen Worten beschreiben?

Wenn ich etwas designe, möchte ich weg von dem Gängigen. Ich will also nicht einfach etwas kreieren, was bereits existiert. Stattdessen möchte ich Produkte mit einem handwerklichen Anspruch gestalten. Sie sollen herausstechen, aber vom Design her nicht zu wild oder zu laut sein. Ich arbeite auch gerne ein paar Details ein – allerdings auf zurückhaltende Art. Sie sollen das Produkt besonders machen. Wenn solch ein ästhetisches Detail Teil des Designs wird, soll es aber auch eine Funktion haben, darauf achte ich.

Bei dem GEM-Sofa für Northern ist es zum Beispiel die Sitzfläche, die ins Kantige übergeht. So bleibt das Sofa stabiler.

 

Wie kam dir die Idee für das GEM-Sofa, das du für Northern designt hast? Und was war die Herausforderung während des Designprozesses?

In diesem Fall war es nicht so, dass Northern mit dem Auftrag zu mir kam, sondern ich habe  die Marke mit dem fertigen Entwurf kontaktiert – das war dann unser erstes gemeinsames Produkt. Ich bin aber mittlerweile feste externe Designerin für Northern. Das bedeutet, es läuft auch andersherum ab: Nämlich, dass Northern Briefings an mich gibt.

Und ich denke, es war wohl der richtige Zeitpunkt für dieses Sofa. Die Formsprache des GEMs passt außerdem wirklich gut zu Northern: Weg von dem kühlen, kantigen Design – hin zu rundem, weichem, atmosphärischem Design.

Und was dieses Möbelstück auch besonders macht, ist der Unterschied zwischen der Sitzfläche und dem Boden. Aus einem Radius heraus bildet sich eine leicht spitze Form nach unten. Es ist komplex, wie die Bereiche ineinander übergehen.

Es sieht zwar sehr einfach aus von der Gestaltung her, aber man muss sehr genau die Proportionen beachten, sonst funktioniert es optisch nicht. Ich habe viele Muster vorab gemacht, um herauszufinden, wie die Teile in den Dimensionen zueinander passen. Auch 3D-Modelle habe ich gebaut und genau konstruiert.

Am Ende entstand ein Sofa, das sehr bequem ist und zum Verweilen einlädt. Es ist ein Relax-Sofa, aber man kann auch gemeinsam gut darauf sitzen, denn es hat einen Lounge-Komfort.

 

Was macht dir besonders viel Spaß an der Zusammenarbeit mit Northern und inwiefern kannst du dich mit der Marke identifizieren?

Mir gefällt die Art der Zusammenarbeit – sie ist familiär, respektvoll und man schätzt sich gegenseitig. Das finde ich schön! Ich habe mich also auf Anhieb wohlgefühlt. Northern passt als Marke sehr gut zu meinem Stil: Das Design ist atmosphärisch, warm und es werden gerne kleine Details eingesetzt. Die Produkte von Northern haben eine sehr hohe Qualität, aber es ist keine Marke, bei der es vorrangig um Status geht. Stattdessen geht es um Möbel, die man lange hat und die einem Wärme geben. So arbeite ich als Designerin auch. Ich designe keine stylischen, kurzlebigen Produkte, sondern etwas, das man das ganze Leben lang behalten möchte.

Wie wird sich Interior-Design wohl die nächsten Jahre verändern?

Das Wohnen wird natürlicher und auch nachhaltiger werden. Von den Materialien her wird es mehr Holz geben, denke ich. Diese Lack-Oberflächen sind nicht umweltfreundlich. Und statt Kunststofffasern wird es mehr Naturfasern geben. Auch vom Look her wird es natürlicher werden, Chrom wird verschwinden, denn es ist ebenfalls nicht umweltfreundlich.

Übrigens können Designer keine nachhaltigen Materialien herstellen, das muss die Industrie machen. Wir Designer können nur in der Konstruktion nachhaltig gestalten, zum Beispiel, dass man ein Möbel zerlegbar oder Stoffe abziehbar macht.

Am Ende geht es wohl in den nächsten Jahren auch darum, dass man etwas mehr selektiert, was man braucht. Kleinere Marken heraussuchen, die hochwertige Produkte anbieten.

Grundsätzlich denke ich, es ist sinnvoller, in hochwertige und langlebige Produkte zu investieren. Wenn ich einen Stuhl einer hochwertigen Marke kaufe, der zwar teurer ist als der einer günstigen Marke, hält der hochwertige aber auch viel länger. Das zahlt sich am Ende definitiv aus.

Und ich denke, der Wunsch nach Individualität wird beim Thema Wohnen auch stärker werden.

 

Wie wohnst du zuhause? Was ist dir wichtig?

Ich lebe in Köln, in einer schönen 90 Quadratmeter großen Wohnung, die direkt am Rhein liegt. Wir haben einen offenen Wohn-Essbereich, mit einer großen Sofa-Ecke für Familie und Freunde, wenn sie zu Besuch kommen.

Daneben steht ein Eiermann-Tisch mit einer schönen Holzplatte. Ich habe einige Produkte von Marken, die ich als Kunden habe. Selbst designt habe ich außerdem das Sofa und die Esstisch-Leuchten. Ansonsten habe ich einige neutrale Holzmöbel, die ich mit natürlichen Farben kombiniere. Daneben setze ich auf ein paar Highlights, die ein auffälliges Design und knallige Farben haben.

An den Wänden habe ich gerne Werke von Nikki de León, die kenne ich auch persönlich. So habe ich insgesamt einen guten Mix von allem!

 

Vielen Dank für den Einblick und das interessante Gespräch, liebe Meike! Wir wünschen dir weiterhin alles Gute und freuen uns auf weitere Designs von dir.

 

Portraitbilder: Jenn Werner