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Vitra Design Museum: Plastik. Die Welt neu denken

9. August 2022 / Nachhaltigkeit
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Plastik: Ein umstrittenes Phänomen

Das Material Plastik ist in unserem Leben allgegenwärtig und oft unverzichtbar. Aber wir stehen zugleich vor der riesigen Herausforderung, dass unser Plastik-Konsum verheerende Folgen für die Umwelt hat. Wie kann man diese Krise lösen? Die aktuelle Ausstellung „Plastik. Die Welt neu denken“ des Vitra Design Museums beschäftigt sich mit genau diesen Thematiken. Wir waren dort und geben Ihnen einen Einblick!

 

Das Thema Plastik in einer umfassenden Ausstellung

Das Thema Plastik beschäftigt in Zeiten von Nachhaltigkeit Konsumenten wie Produzenten.

Genau deshalb möchten wir Ihnen die aktuelle Ausstellung des Vitra Design Museums in Weil am Rhein ans Herz legen. Dort dreht sich alles rund um Plastik: Denn als das Material entdeckt wurde, entwickelte es sich zum Mega-Hype. Wie es dazu kam, wird in der Ausstellung detailliert behandelt.

Heute dagegen stehen wir vor dem enormen Problem, dass unser Plastik-Konsum zur massiven Zerstörung der Umwelt beiträgt. Wie kann man das Material in der Zukunft also reduzieren, recyceln und sinnvoll einsetzen? Das Vitra Design Museum findet auch dazu mögliche Antworten.

Plastik: Ein beliebtes Material, über dessen Auswirkungen zuerst kaum nachgedacht wurde.

Die Geschichte des Plastiks

Plastik besteht überwiegend aus dem fossilen Brennstoff Erdöl. Schon für die Entstehung dieses Rohstoffes brauchte es über 200 Millionen Jahre. Doch  innerhalb eines Jahrhunderts haben wir Menschen daraus eine der größten globalen Umweltprobleme unserer Zeit geschaffen.

Aber drehen wir die Zeit noch einmal zurück. Plastik hatte bereits diverse Vorläufer, die in der Ausstellung mit ausführlichen Erklärungen gezeigt werden: So wurden Trinkgefäße oder Besteck jahrhundertelang aus Horn und Schildpatt hergestellt. Für Billardkugeln wurde sogar Elfenbein verwendet. Dies konnte John Wesley Hyatt in den 1860er Jahren glücklicherweise ersetzen – mit der Erfindung des Zelluloids.

Rund 45 Jahre später erfand Leo Baekeland den ersten vollsynthetischen Kunststoff. Der belgisch-amerikanische Chemiker nannte es Bakelit, das schon bald als Material der unbegrenzten Möglichkeiten galt. Es hatte eine robuste Härte und Festigkeit. Deshalb konnte es besonders für Objekte eingesetzt werden, die eigentlich aus Holz oder anderen harten Materialien geschnitzt wurden. Bakelit wurde formgepresst und für die Massenproduktion genutzt.

Auch für den zweiten Weltkrieg wurden Kunststoffe in hoher Zahl hergestellt: Nylon wurde als Material für Fallschirme genutzt und Plexiglas für Flugzeugcockpits.

 

Kurz darauf zog Plastik in den Haushalt ein: Plastikgeschirr, Tupperware, Lego-Bauklötze, später Barbiepuppen und PVC-Beläge. Auch Architekten entdecken Plastik zu der Zeit als Baumaterial.

Die Basis für die neue „Wegwerfgesellschaft“ wurde Anfang der 70er Jahre gelegt, als die Plastiktüte erstmals zum Einsatz kam.

 

Plastik: Das Umdenken

Die Ölkrise in den 70er Jahren machte erstmals klar, dass fossile Brennstoffe nicht unbegrenzt vorhanden sind. Der Gedanke, Plastikmüll zu vermeiden, setzte sich trotzdem nur sehr langsam durch. Nur wenige Designer arbeiteten in den 90er Jahren mit recycelten Kunststoffen.

Und heute? In manchen Bereichen ist Plastik auch heutzutage gar nicht mehr wegzudenken: Aus dem Gesundheitsbereich zum Beispiel. Ob Einmalhandschuhe, Infusionsbeutel oder Defibrillator – Kunststoffe stehen hier für Sicherheit, Sterilität und Schutz vor tödlichen Infektionen. Der Kunststoff-Abfall an einem einzigen Tag im OP-Saal ist allerdings immens, wie Emma Jayne Alexander auf einem vielsagenden Foto für die Ausstellung festhielt.

Das Projekt FlipFlopi.

Plastik – die Zukunft

 

Mittlerweile ist das Material Plastik zu einer globalen Herausforderung geworden. Das Problem ist jedoch nicht Plastik an sich, sondern die Wegwerfmentalität, die sich mit den Jahren etabliert hat. Die Ausstellung zeigt Projekte wie „The Ocean Clean Up“, denn (Mikro)Plastik in den Weltmeeren ist ein bekanntes und sehr schwerwiegendes Problem.

Außerdem widmet sich das Vitra Design Museum den grundsätzlichen Fragen, wie wir die weltweite Plastikmüllkrise bewältigen können. Welche Rolle spielen hier Politik und Konsument? Und: Wie können Designer mit innovativen Ideen unterstützen?

Dazu werden spannende Projekte vorgestellt, die das Bewusstsein für recyceltes Plastik stärken sollen: Das Projekt „FlipFlopi“ in Kenia zeigt ein Segelschiff, das aus recyceltem Kunststoff gebaut wurde und nun als mobiles Informationszentrum zum Thema Plastikmüll umhersegelt.

Und: Wussten sie, dass es pflanzliche Enzyme gibt, aus denen Plastik entstehen kann? Ein Forschungsprojekt hierzu wird in der Ausstellung genauer gezeigt.

Bezüglich Plastik-Alternativen haben die niederländischen Designer Klarenbeek & Dros ein Remake des Garden Eggs (Peter Ghyczy, 1967) kreiert, und zwar mit algenbasiertem Bioplastik aus dem 3D-Drucker. Wir waren fasziniert, wie robust das Material wirkt!

 

Natürlich wird auch ein Möbelstück aus dem Hause Vitra vorgestellt: Der Tip Ton RE, der komplett aus recyceltem Haushaltsmüll besteht.

Der Tip Ton RE von Vitra – aus Haushaltsmüll produziert.

Und das ist noch nicht alles: In einem interaktiv gestaltenden Raum können die Besucher Recycling-Kreisläufe kennenlernen. Interviews mit Umweltaktivisten runden die ausführliche Ausstellung ab.

 

Fazit: Eine klare Empfehlung

Die Ausstellung ist sehr detailliert, genau recherchiert und umfassend. Sie blickt auf die Ursprünge von Plastik. Es wird einerseits erklärt, wieso das Material so beliebt wurde und andererseits, wieso es unserer Umwelt heutzutage so große Probleme bereitet. Der innovative Zukunftsteil der Ausstellung zeigt aber, dass es definitiv Hoffnung gibt.

Wir wünschen viel Freude bei der Besichtigung!

Weitere Infos gibt es unter www.design-museum.de; die Ausstellung läuft noch bis zum 04. September 2022

 

Bilder: Vitra; Text: Laurie Hilbig