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Handmade: Bugholzstühle von Thonet

Nachhaltigkeit
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Klassiker von Thonet: Gebogenes Holz

Möbel aus gebogenem Holz feiern ihr Comeback. Wir verraten Ihnen, welch großartiges Handwerk hinter jedem dieser Möbel steht und stellen Ihnen unsere Produkt-Favoriten vor, die sich in jedes Ambiente einfügen lassen.

 

Der Ursprung liegt in Wien

Wir versetzen uns gedanklich nach Wien, Geburtsort der traditionellen Kaffeehauskultur, sagen wir direkt ins Café Central im Palais Ferstel. Kleine Staubkörnchen tanzen durch hereinfallende Sonnenstrahlen mit deren Lichtreflexen um die Wette. Die Luft ist erfüllt von Gemurmel, Gelächter und Kaffeeduft. Gäste jeglicher Art genießen ihre Melange, ihren Schwarzen oder Kapuziner.

In den Wiener Kaffeehäusern war es schon immer üblich, dass selbst Gäste, die nur eine Tasse Kaffee bestellten, stundenlang an ihren Tischen sitzen bleiben durften, um zu quatschen oder Zeitung zu lesen. Hieraus entwickelte sich diese ganz besondere Kaffeehaus-Stimmung, die Ende des 19. Jahrhunderts Wien zum Mittelpunkt der sogenannten Kaffeehausliteratur werden ließ. Literaten trafen sich in den Kaffeehäusern nicht nur, um sich gegenseitig auszutauschen, sondern auch um hier zu schreiben.

 

Bugholzstühle von Thonet

Untrennbar mit der Kaffeehauskultur verbunden ist der Name Thonet mit seinen legendären Bugholzstühlen. Michael Thonet hat mit seiner Erfindung, Holz mittels Wasserdampfes und Muskelkraft in eine Form zu bringen, die Basis für dieses ganz besondere und damit für viele weitere folgende moderne Möbel geschaffen.

Seinen Start nahm das Unterfangen in den 1830er-Jahren, in denen Thonet zunächst mit in Leim gekochten Furnierstreifen experimentierte, bis ihm schließlich die Entwicklung der „Möbel aus massiv gebogenem Holz“ gelang. Aus dieser umständlichen Bezeichnung ergab sich schließlich der Begriff Bugholz, der heute jedem Design-Liebhaber ein Begriff sein dürfte. Das Biegen von massivem Holz war damals revolutionär und hat bis heute nichts an Faszination verloren. Professionelle Holzbieger fertigen beim Unternehmen Thonet in Frankenberg eine Vielzahl von Bugholzmöbeln. Und für Sie zur Information, wieviel Aufwand tatsächlich hinter dieser Herstellung steht: Für den Klassiker 210 R von Thonet etwa sind es insgesamt 147 einzelner Arbeitsschritte, bis ein Stuhl fertig ist.

 

Die einzelnen Arbeitsschritte im Überblick:

1. Der Holzschnitt

Als erstes wird ein Kantel aus Buche zu einem Stab gedrechselt. Dank der kurzen Holzfasern ist Buchenholz sehr stabil und eignet sich damit besonders gut für das Bugholzverfahren. Der Faserverlauf ist für den Biegevorgang von großer Bedeutung: Biegt man gegen die Faserstruktur, bricht das Holz.

 

2. Biegen unter Hochdruck

Bei mehr als 100 Grad Celsius werden die Hölzer anschließend gedämpft. Gut sechs Stunden bleibt das Material unter Druck im Dampfkessel – durch den Druck wird der Wasserdampf in das Holz gepresst, bis es schließlich gesättigt ist. Die hohe Temperatur macht den Buchenstab elastisch, die wichtigste Voraussetzung für den anschließenden Biegevorgang.

 

3. Vorbereitung des Biegevorgangs

Der Holzstab wird nun von spezialisierten Biegern mittig in die Biegeform gelegt. Ein Metallband, das auf der äußeren Seite des Buchenstabes befestigt wird, verhindert, dass die Holzfasern im Außenradius gestreckt werden. Ohne diese Unterstützung würden die Fasern wie bereits angedeutet reißen und das Holz brechen.

 

4. Vom Holzstab zur Rückenlehne

Mit buchstäblich vollem Körpereinsatz drehen die Bieger die beiden Seiten des Stabes jeweils um 70 Grad nach innen. Um die leichte Außenwölbung der Hinterbeine zu erzeugen, werden die Endstücke des Stabs daraufhin ein wenig entgegen der Biegerichtung gezogen. Abschließend wird das Material in der Biegeform fixiert. Für die Rückenlehne des Stuhls 214 (den berühmten Wiener Kaffeehausstuhl!) müssen zwei Bieger Hand anlegen, für die Lehne des Stuhls 209 werden sogar vier Fachkräfte benötigt.

 

5. Trocknung

Damit die gebogene Lehne ihre neue Form behält, wird das Holz in seiner Biegeform für zwei Tage in der Trockenkammer gelagert. Danach enthält das Holz nur noch einen sehr geringen Anteil an Feuchtigkeit und wird im Anschluss aus seiner Form gelöst.

 

6. Der letzte Schliff

Nach diesem Fertigungsschritt wird das Holz geschliffen, bis die Holzoberfläche samtweich ist, und anschließend mit den anderen Teilen zu einem fertigen Stuhl montiert. Zum Schluss wird das Holz gebeizt oder lackiert.

Spätestens jetzt dürfte klar sein, warum es sich bei Bugholzstühlen um Stücke für die Ewigkeit handelt. So viel Liebe, so viel Handarbeit, so viele Details machen jedes einzelne Möbelstück zu etwas ganz Besonderem. Und das Beste daran: Gerade Bugholzstühle lassen sich in jedes Ambiente – von clean bis verspielt – integrieren und oft auch neu interpretieren. So wird aus dem lieb gewordenen Kaffeehausstuhl irgendwann ein Nachttisch oder eine stilsichere Ablage im Flur.